Schleife rechts: | Die Trägerin ist vergeben. |
Schleife links: | Die Trägerin ist single. |
Schleife mitte: | Die Trägerin ist Jungfrau oder der Beziehungsstatus geht dich nix an. |
Schleife hinten: | Die Trägerin ist Witwe, Kellnerin oder Kind. |
Wie das Dirndl zur Frau gehört beim Oktoberfest die Lederhose zum Mann. Stramme Wadln mit gscheiten Stutzn runden das Bild eines gestandenen Mannsbildes ab und erfreut die Damenwelt! Aber auch Frauen machen in der Lederhosn eine fesche Figur ;-)
1. Die Lederhose gehört Bayern nicht
Die Hose gehört nicht nur in Bayern zur Tradition, auch wir Österreicher oder die Schweizer und Südtiroler ziehen die Lederne gerne an. Der Ursprung der Ledernen liegt aber ganz woanders: Nämlich in Frankreich! Erste bäuerliche Trachten entstanden Ende des 15. Jahrhunderts. Goldhauben wurden ab dem 17. Jahrhundert von den Bürgerinnen in den Städten getragen, später auch auf dem Land. Die Tracht lieferte früher dem Betrachter eine Vielzahl an Informationen, etwa aus welcher Region der Träger stammte, in welchen wirtschaftlichen Verhältnissen er lebte, den privaten Personenstand (ledig, verwitwet etc.).
2. Viel mehr als eine Schönwetterhose
Kaum etwas macht einen Mann männlicher als die Tracht! Und hier liegt an oberster Stelle sicher die Lederhose. Die perfekte Lederhose kann man wahrscheinlich auch gar nicht kaufen, denn sie wird vererbt. Wenn du allerdings keine von deinem Opa hast, dann helfen wir dir bei Punkt 4 weiter.
Vielleicht klingt es übertrieben, die Lederhose als Funktionskleidung zu bezeichnen, aber sie kann definitiv mehr, als die meisten glauben. Das Hirschleder ist angenehm weich und macht die Hose gleichzeitig robust und widerstandsfähig. Sie schützt vor rauem Wetter, hält warm bei Kälte und kühlt bei Hitze. Außerdem verträgt sie Flüssigkeiten wie Regen oder Bier ziemlich gut. Hirschlederne werden eigentlich nicht speckig – außer man legt es darauf an und wischt sich nach jeder Spanferkelpartie die Hände an der Hose ab. Also irgendwie doch Funktionskleidung.
3. Kein kirchlicher Segen für die Lederhose
Zumindest die katholische Kirche kann der Lederhose nicht viel abgewinnen. Aus diesem Grund ist sie in einigen Kirchenhäusern während des Gottesdienstes bis heute tabu. Im Jahr 1913 erklärte der Erzbischof von München sie sogar ganz offiziell für unmoralisch. Allerdings wird der Umgang mit der Lederhose heute auch oft toleranter gestaltet. Es darf nämlich sogar in Lederhose geheiratet werden.
4. Die Lederhosen-Industrie: ein globales Geschäft
Die weltweite Lederhosen-Produktion boomt. Viele Lederhosen-Fabriken stehen in Indien, Ungarn oder Sri Lanka, das verwendete Leder kommt häufig aus Pakistan oder Neuseeland. Wer eine echte Hirschlederne aus heimischem Leder haben will, sollte zu einem renommierten Trachtengeschäft mit Tradition gehen und muss dementsprechend tiefer in die Tasche greifen.
Dafür hält die gegerbte Hirschlederne mit Knöpfen aus Hirschhorn und von Hand bestickt dann ein Leben lang - Qualität vor Quantität. Der Mercedes unter den Lederhosen ist übrigens die Neunnähtige – Neunnähtig bedeutet: Parallel zur Hauptnaht, die zwei Lederstücke verbindet, werden zweimal vier Nähte gezogen.
Menschen und gute Lederhosen haben in etwa die gleiche Lebenserwartung. Ob das Zufall ist?
5. Gut drauf in Lederhose. Und drunter?
Diese Frage ist eines der größten Mysterien rund um die Lederhose: Trägt man sie nun mit oder ohne Unterhose? Die Lederhose soll knackig sitzen, und manchmal ist deshalb tatsächlich nicht viel Platz für Unterwäsche, zumindest nicht für Boxershorts mit viel Stoff. Heute ist die Slip-Frage Geschmacksache, bis in die Vierzigerjahre war das allerdings anders. Da trug man die Lederhose grundsätzlich „unten ohne“. Lederhosen-Dekolleté: Die Frauenwelt freuts ;-).
6. Kein Wadl ohne Stutzen
Mit den Stutzen hat man früher ebenfalls seine Herkunft signalisiert. Die handgestrickten Originale erzählten richtige Geschichten, da die Strickmuster eigene Namen tragen. Heute findet man nur noch wenige Näherinnen, die noch originale Stutzen stricken können. Wer solche hat, sollte sie also in Ehren halten. Die maschinell gestrickten Stutzen sind heute schon in vielen Farben erhältlich. In Bayern trägt man übrigens Loferl. So heißen die Wadenwärmer mit Fußteil, die es aufwendig bestickt gibt. Zur Lederhose + Stutzen trägt man Haferlschuhe, die es in vielen Lederarten und Farben gibt. Sneakers oder Halbschuhe würden Trachtenliebhaber keinesfalls anziehen. Im Winter trägt man im Salzkammergut auch den Ausseer Tatscher.
7. Messertasche an der Lederhose
Jede gute Lederhose hat an der rechten Seite eine Messertasche, die oft mit dem Monogramm bestickt ist. In diese Messertasche gehört ein Jagdmesser, das auch„Nicker“ oder „Feitel“ genannt wird. Der Schaft des Jagdmessers ist aus Gams- oder Hirschhorn. Damit du aber auf unserem Oktoberfest bitte unbewaffnet bist und wir dich reinlassen können, gibt es heute schon Zahnbürsten mit Hirschhornschaft, die als Ersatz dienen. ;-)